Jede Immobilienfinanzierung ist auf der Einnahmeseite eine Mischfinanzierung.
Die Finanzierung beziehungsweise Deckung der Bausumme setzt sich aus mehreren unterschiedlichen Einnahmearten zusammen. Sie gliedern sich in die Eigenfinanzierung und in die Fremdfinanzierung. Zur Eigenfinanzierung wiederum gehören das Eigenkapital mit dem Ersparten, der Bausparvertrag mit dem dazugehörigen Bauspardarlehen sowie die Eigenleistung.
Was ist eine Eigenleistung beim Hausbau?
Grundsätzlich wird als Eigenleistung eine vom Unternehmer selbst erbrachte Leistung bezeichnet, die er nicht gewerblich verkauft, sondern selbst in seiner eigenen Firma nutzt. Beim Hausbau gilt der Begriff im übertragenen Sinne in Bezug auf den Bauherrn.
Handwerksarbeiten beim Hausbau selbst durchführen
Der erbringt im Rahmen des gesamten Hausbaus in bestimmten Bauabschnitten eine Eigenleistung, indem er die damit verbundenen Handwerksarbeiten nicht kostenpflichtig an den Unternehmer vergibt, sondern selbst oder gemeinsam mit Freunden, Bekannten und Verwandten erledigt.
Auf der Ausgabenseite für den Hausbau werden als Kostenart die anteiligen Mannstunden für Handwerker sowie die darauf entfallende gesetzliche Mehrwertsteuer eingespart. Diese eingesparten Ausgaben lassen sich als Eigenleistung recht genau kalkulieren.
Eigenleistungen im Budgetplan beachten
Im Rahmen der Hausbaufinanzierung gibt es zwei Möglichkeiten zur Darstellung der Eigenleistung. Einerseits wird sie transparent als eigene Einnahmeart in das Budget aufgenommen. Dadurch erhöht sich die Eigenfinanzierung, während sich die Fremdfinanzierung mit dem Hausbaudarlehen dementsprechend reduziert.
Die Bausumme als Ganzes bleibt unverändert. Der Weg, die Ausgaben direkt rechnerisch zu senken, führt zu demselben Ergebnis. In diesem Fall wird lediglich darauf hingewiesen, dass in der Baufinanzierung eine Eigenleistung in Höhe von …. Euro enthalten ist.
Der Bank ist eine höchstmögliche Transparenz allemal lieber.
Mit seiner Eigenleistung kann der Bauherr weitgehend selbst entscheiden, ob er bei unveränderter Bausumme die Ausgabenseite erhöht und sich noch den einen oder anderen Wunsch rund um den Neubau erfüllt, oder ob er dadurch die Bausumme als solche verringert. Das bedeutet eine reduzierte Fremdfinanzierung mit einem niedrigeren monatlichen Schuldendienst an Zinsen und Tilgung für das Baudarlehen.
Mit mehr Können Geld sparen beim Hausbau – Eigenleistung & Tipps
Je mehr Knowhow, handwerkliches Wissen und Können der Bauherr auf die Beine stellen kann, umso höher fällt die Eigenleistung aus. Entweder kann sich der Häuslebauer dementsprechend mehr leisten, oder er spart bares Geld durch das geringer ausfallende Baudarlehen. Der Hausbauer muss die Eigenleistung keineswegs allein als Einzelperson erbringen.
Hilfe bei Eigenleistungen durch Freunde und Bekannte
Je breitgefächerter der ansprechbare Personenkreis ist, umso mehr Eigenleistung ist möglich. So ist es eine durchaus gängige Praxis, dass sich mehrere Freunde, Bekannte oder Verwandte im Laufe der Jahre wechselseitig beim Hausneubau mit Eigenleistungen unterstützen. Im Endeffekt hat jeder von ihnen an mehreren Hausneubauten mitgearbeitet. Das sind „echte Eigenleistungen“, weil kein Arbeitsentgelt für die Arbeitsstunden nach Feierabend und am Wochenende gezahlt wird. Die Eigenleistung wird in dem Sinne ehrenamtlich, sprich unentgeltlich erbracht. Dieser Freundschaftsdienst ist wie ein Ehrenamt im Privatbereich.
-
- Dafür eignen sich ganz besonders der vielfältige Innenausbau des Hauses sowie die Außenflächen um das Gebäude herum.
- Die Grenze zwischen Fachhandwerk und Eigenleistung ergibt sich sowohl aus Versicherungs- als auch aus Haftungsgründen von selbst.
- Der gelernte Anlagenmechaniker für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik kann nicht durch Eigenleistung ersetzt werden, ebenso wenig wie der Elektroinstallateur für die gesamte Hauselektrik.
- Mit dem Verlegen des Bodenbelages, beim Einbau nichttragender Wände, bei der Gebäudedämmung sowie bei allen Maler- und Tapezierarbeiten kann der Heim- und Hobbywerker nicht allzu viel falsch machen.
- Beim Rohbau sind alle Öffnungen für Türen und Fenster berücksichtigt worden. Die Feinarbeit mit dem Einsetzen von Glas, Rahmen und Zargen ist ein typischer Fall für die Eigenleistung.
- Die Außenfläche um das Gebäude herum wird verschiedenartig genutzt; von der plattierten Terrasse über versiegelte Gehflächen bis hin zum Nutz- und Ziergarten mit Rasenfläche, Beeten, Blumen und Sträuchern.
- Einfriedung, Gartenzaun sowie weitere Außenarbeiten sind eher zeitaufwändig, als dass sie ein ausgeprägtes fachliches Knowhow erfordern.
Material kostengünstig im Baumarkt kaufen und eigenständig transportieren
Selbst ist der Mann! Diese gern genutzte Redewendung kommt ganz besonders bei der Eigenleistung für den Hausbau zum Tragen. Je mehr eigenständig erledigt wird, umso geringer sind die Fremdkosten Allein die eingesparte Mehrwertsteuer auf Waren & Leistungen ist immer eine Ersparnis von 19 Prozent, also rund ein Fünftel der tatsächlichen Kosten.
Wieviel kann ich einsparen?
Mit „der richtigen Truppe“ lässt sich rund um den Hausbau ein deutlich fünfstelliger Betrag durch Eigenleistung einsparen. Die Baumärkte sind heutzutage, Mitte der 2010er-Jahre geradezu darauf fokussiert, dem Bauherrn ein möglichst breites Spektrum an Eigenleistung zu ermöglichen. Doch der muss sich auf seine guten Geister auch wirklich verlassen können. Ansonsten kann die mangelnde Eigenleistung leicht zu einem finanziellen Desaster werden.
-
-
- Der Neubau muss pünktlich bezogen werden, weil mit dem Einzug der Schuldendienst beginnt.
- Gleichzeitig müssen die Kosten für die jetzige Unterkunft ersatzlos entfallen, weil Miete + Schuldendienst nicht bezahlbar sind.
- Der Hausbauer muss also seinen Neubau beziehen, ganz unabhängig von dessen baulichem Zustand.
- Eingeplante, jedoch nicht erbrachte Eigenleistung muss ersatzweise so frühzeitig fremdvergeben werden, dass der Bezugstermin nicht gefährdet ist.
- Ausgaben als Ersatz für die vorgesehene, aber nicht erbrachte Eigenleistung sind weder eingeplant noch finanziert.
- Das macht eine Nachfinanzierung erforderlich. Abgesehen davon, dass sie den Schuldendienst erhöht, erwartet die Hausbank eine nach wie vor ausreichend gute Bonität. Ist die nicht gegeben, hat der Bauherr ein kaum lösbares Finanzierungsproblem.
-
Eigenleistung richtig versichern
Ab dem Zeitpunkt, zu dem Familienangehörige, Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde und Bekannte an der Eigenleistung mitwirken, sollten der Bauherr seine fleißigen Helfer innerhalb einer Woche nach Arbeitsbeginn bei der regionalen Bau-Berufsgenossenschaft anmelden und gegen Unfall versichern.
Auf Anforderung hin muss der Bauherr einen Nachweis mit folgenden Informationen beibringen:
-
-
- Namen und Vornamen der tätig gewordenen Personen
- Zahl der geleisteten Arbeitsstunden
- Art der geleisteten Arbeiten
- Eventuell gezahltes Entgelt
-
Der Bauherr und sein Ehegatte respektive der Lebenspartner sind nicht gleichermaßen pflichtversichert wie die Bauhelfer; sie können sich jedoch anstelle dessen freiwillig in der BG BAU versichern. Die Alternative dazu ist für diesen engen Familienkreis der Abschluss einer privaten Unfallversicherung.
Die Versicherungsbeiträge zur Berufsgenossenschaft gehen zu Lasten des Bauherrn; sie müssen als Kostenart in das Teilbudget der Eigenleistung eingeplant werden. Diese als Bauhelfer-Versicherung bekannte Absicherung ist sowohl eine rechtliche als auch moralische Pflicht des Bauherrn. Er erwartet von Menschen, die ihm nahestehen, einen unentgeltlichen Freundschaftsdienst. Die erwarten umgekehrt, dass sie im Fall der Fälle nicht finanziell schlechter gestellt als ohne diese Eigenleistung.
Mit Eigenleistung sparen – nicht an Eigenleistung sparen
Sofern der Bauherr selbst kein ausgewiesener Bauexperte mit dem notwendigen zeitlichen Freiraum für die gesamte Eigenleistung ist, sollte ein qualifizierter Bauleiter, Handwerksmeister oder Architekten mit der Bauaufsicht über die Eigenleistungen beauftragt werden.
Er trägt die Verantwortung auf der Baustelle und übernimmt die Aufgabe, der Bauaussichtsbehörde sowohl den Baubeginn als auch die Beendigung der Eigenleistungen zu melden. Eigenleistungen, die schon bei der Planung mit den verschiedenen Gewerken in die Bauabfolge integriert sind, sollten in einem eigenen Vertrag festhalten werden.
Dabei muss genau aufgeschlüsselt sein, welche Leistungen in Eigenregie geplant sind, und welche durch Fremdunternehmen erbracht werden. Diese Abgrenzung ist wichtig, um zum Beispiel bei Baumängeln die Zuständigkeit zweifelsfrei klären zu können. Für die durch eigenständig geleistete Gewerke entstehende Schäden haftet der Bauherr selbst und sollte sich rechtzeitig dagegen versichern.
Als Resümee bleibt festzuhalten dass eine gekonnte, man könnte sagen professionelle Eigenleistung bestens dazu geeignet ist, um beim Hausbau Geld zu sparen. Dieser gesamte Bereich muss ebenso professionell gehandhabt werden wie das gesamte Bauprojekt selbst. Freundschaft und Zuverlässigkeit werden buchstäblich großgeschrieben. Bei den Kosten für die gemeinsame Einweihungsparty sollte der Hausherr dann allerdings nicht mit dem Euro rechnen.